WKO-Pulker: „Die ÖHV wird in der Gastronomie scheitern“

Gastronomie
24.09.2020

Von: Daniel Nutz
Die ÖHV wirbt neuerdings um Mitglieder aus der Gastronomie. Wie das vonstatten geht, gefällt den Branchenvertretern aus der Wirtschaftskammer aber gar nicht. Fachgruppenobmann Mario Pulker greift die ÖHV an. Diese wehrt sich und meint, sie hätte die besseren Ideen für die Branche. 
Zwischen ÖHV und dem Fachverband Gastronomie herrscht Verstimmung. Der Grund: Die ÖHV will künftig auch Gastronomen ansprechen.
Zwischen ÖHV und dem Fachverband Gastronomie herrscht Verstimmung. Der Grund: Die ÖHV will künftig auch Gastronomen ansprechen.
Mario Pulker, Fachverband Gastronomie
Markus Gratzer, ÖHV

Konkurrenz soll angeblich belebend wirken. Manchmal erregt sie aber auch die Gemüter. Stein des Anstoßes ist der Schritt der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), ab sofort auch Mitglieder in der Gastronomie (im Fokus hat man eher den gehobenen Bereich) anzuwerben. Ist auch ein logischer Schritt, da viele Hoteliers klarerweise auch Restaurants führen.

WKO kritisiert ÖHV-Vorgehen

Die Art und Weise, wie die ÖHV um neue Mitglieder aus der Gastronomie wirbt, stößt nun aber dem obersten Gastro-Branchenvertreter in der Wirtschaftskammer (WKO), Mario Pulker, übel auf.

Was war passiert? In einem Interview auf gast.at hatte ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer die Errungenschaften der ÖHV als politische Interessensvertretung hervorgehoben. Etwa ein Mitwirken bei der Reduktion der Mehrwertsteuer auf 5 Prozent. „Die schmücken sich mit fremden Federn“, regiert Gastro-Fachverbandsobmann Mario Pulker im Gespräch mit gast.at verärgert.

„Die Verlängerung des Fixkostenzuschusses für besonders betroffene Branchen oder die Mehrwertsteuer-Reduktion sind jedenfalls nicht der ÖHV zu verdanken, sondern ausschließlich dem Einsatz des Fachverbands und den hervorragenden Kontakten von Kammerpräsident Präsident Harald Mahrer und zu den wesentlichen politischen Entscheidungsträgern des Landes“, so Pulker.

Pulker prophezeit ein Scheitern, ÖHV-Gratzer kontert

Auch die Konzepte zur Unterstützung der Branche, wie Schuldenmoratorium, Fixkostenzuschuss etc. seien von uns ausgearbeitet und verhandelt, ohne Beteiligung der ÖHV. Doch Pulker geht noch weiter: „Die ÖHV wird als Branchenvertretung in der Gastronomie scheitern.“

Das klingt nach harten Bandagen. Den Ball nimmt die ÖHV auf. Ohne Pflichtbeiträge könne man natürlich nur in einem schlanken Team arbeiten. Und, dass man nicht zu den Verhandlungen mit der Regierung eingeladen wurde, sieht man als Nachteil für die Branche. "Dass das Epidemiegesetz außer Kraft gesetzt wurde, hat Pflichtmitglieder im Tourismus um viel Geld gebracht. Dass die ÖHV da nie zugstimmt hätte, ist klar. Dass in weiterer Folge die Betriebe nicht geschlossen wurden, sondern Betretungsverbote ausgesprochen, war ein weiterer Nachteil für die Pflichtmitglieder im Tourismus und zum Vorteil der Pflichtmitglieder im Versicherungsbereich", so ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer

Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die Gemüter. Für die Gastronomie sollte es wohl kein Nachteil sein, wenn nun mehr als eine Vertretung sich für deren Interessen einsetzt. Wie es weitergeht, erfahren Sie natürlich auf gast.at. 

Mitgliedschaft

Eine Jahresmitgliedschaft für Gastronomen in der ÖHV kostet 480 Euro. Derzeit ist das erste Jahr gratis. Gehören mehrere Gastronomiebetriebe zusammen, zahlt einer die 480 Euro und jeder weitere nur 250 Euro. Die Wirtschaftskammer finanziert sich bekanntlich aus Pflichtbeiträgen. Wieviel davon direkt an den Fachverband und die Fachgruppen geht, ist unterschiedlich. In Niederösterreich sind es etwa 99 Euro pro Jahr.