Salzburg diskutiert Bettenstopp

Salzburg
29.01.2020

 
Bürgermeister Harald Preuner formuliert eine Obergrenze im städtischen Tourismus von 15.000 Betten. Weit ist man davon nicht mehr entfernt. Die Branche steht dem Anliegen positiv gegenüber – weil viele Hotels nur noch aus Spekulationsgründen gebaut werden.

14.088 touristische Betten gibt es in Salzburg, einem touristischen Hotspot in Österreich, der auch als Konferenzstadt und Messestandort sehr beliebt ist. Und ständig kommen neue Betten hinzu. Allein im Vergleich zu 2018 waren es 2019 plus 7,6 Prozent. Das wird in Salzburg zum Problem.

Bedrohte Tourismusakzeptanz

Bürgermeister Preuner hat jetzt eine Obergrenze zur Diskussion gebracht, die bei 15.000 Betten liegen könnte. Hochgerechnet also nur noch vier zusätzliche Hotels mit 120 Zimmern. „Ich denke schon, dass es möglich sein sollte, darüber nachzudenken, wo hier die Reise hingeht“, sagt er gegenüber den „Salzburger Nachrichten“. „Wir kommen sonst in dieselbe Richtung wie bei den Tagestouristen. Nämlich, dass dann auch der Übernachtungsgast ein Problem wird. Wir müssen aber danach trachten, dass der Tourismuszweig akzeptiert wird.“

Problem Low-Budget-Hotels

Der Grund für das rasante Ansteigen der Betten in den vergangenen Jahren sind immer neue Low-Budget-Hotels mit maximal 120 Zimmern. Die kann die Stadt praktisch nicht verhindern, wie Andreas Schmidbaur, Chef der Stadtplanungsabteilung, erläutert. Denn erst ab 120 Zimmern und mehr ist eine eigene Widmungskategorie laut Raumordnungsgesetz für eine Baubewilligung notwendig. „Mittlerweile machen alle die 119 Zimmer. Dann sind sie in einer normalen Wohngebietskategorie auch zulässig. Wenn sie alle anderen Rahmenbedingungen einhalten, haben sie einen Anspruch auf eine Baubewilligung“, erklärt er. Schmidbaur spricht von „mindestens 15 Hotels in den vergangenen 15 Jahren“. Lösungsvorschlag? „Das Einfachste und Effektivste wäre es, die Zimmeranzahl im Raumordnungsgesetz zu reduzieren, auf 80 oder 90 Zimmer. Dann hört sich zumindest auf, dass irgendwelche Fonds- oder Anlegegesellschaften in Hotelneubauten investieren und dort ihr Geld parken. Mit dieser Grenze wird es für die auch wieder uninteressant.“

Viel Spekulation

Sowohl Preuner als auch Schmidbaur sprechen von reiner Spekulation. „Das ist mittlerweile ein Investment geworden. In Zeiten von wachsendem Städtetourismus ist das ein Anlageprojekt. Aber das ist nicht unbedingt das, was die Stadt will“, sagt Preuner. Der Stadtchef schlägt aber keine Reduzierung der Zimmeranzahl im Raumordnungsgesetz vor. Er würde lieber die erlaubte Bettenanzahl definieren. Denn mittlerweile gebe es bereits Betriebe im Low-Budget-Bereich mit Vierbettzimmern. „Von dieser Zimmerdefinition müssen wir wegkommen. Wir müssen auf Betten abstellen.“

Unterstützung aus der Branche

Walter Veit, Landesvorsitzender der Hoteliervereinigung, hält eine Obergrenze für durchaus sinnvoll. „Weil wir nach wie vor auch auslastungsschwache Zeiten haben. Besser als neue Betten wäre es, eine Ganzjahresauslastung hinzubekommen.“ Im internationalen Vergleich gebe es in puncto Auslastung viel Luft nach oben. „Paris hat eine Zimmerauslastung von 98 Prozent.“

Georg Imlauer betreibt vier Hotels mit in Summe 750 Betten in der Stadt Salzburg. 100 davon habe er neu gebaut, den Rest generalsaniert und revitalisiert, sagt er gegenüber den „Salzburger Nachrichten“. „Ich würde Preuner beipflichten. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich diese 120 Zimmer auf 80 reduziere bei Neubauten. Weil man Spekulanten damit einen Riegel vorschiebt.“ Die Stadt Salzburg sei gut ausgestattet mit Zimmern und Betten, auch in der Vier- und Fünfsternkategorie. „Ich sehe die Chance für die Stadt, dass man bei den Systemhotels stoppt. Und man es schafft, bestehende Hotels und Objekte zu revitalisieren.“ Also statt auf Masse wieder auf mehr Qualität setzen.