Pro & Contra: Soll man jedes Unternehmen mit Steuergeldern retten?

14.05.2020

 
Nein: Unternehmerisches Handeln ist riskant. Kann man allen Ernstes erwarten, aus dieser Krise weitgehend unbeschadet hervorzugehen? Ja: Auch das kleinste Eckbeisl hat bis 15. März zumindest seinen Wirt oder seine Wirtin ernährt. Und hat eine wichtige soziale Funktion ausgeübt.

JA
Kein Gastro-Unternehmen, das vor dem 15. März lebensfähig war, hat jetzt seine Existenzberechtigung verloren. Außer das Modell Shisha-Bar. Aber auch das kleinste Eckbeisl hat bis 15. März zumindest seinen Wirt oder seine Wirtin ernährt. Im besten Fall auch noch ein bis zwei Angestellte. Warum sollte es das jetzt nicht mehr tun dürfen? Wenn der Staat der AUA, einem Unternehmen, dem der Staat anders als dem Eckbeisl schon öfter helfen musste, knapp eine Milliarde Euro hinterherwirft, obwohl das Unternehmen beabsichtigt, rund 1.500 Mitarbeiter zu entlassen (das war zumindest der Stand der Diskussion zu Redaktionsschluss), dann sollte der Staat verdammt nochmal auch um jeden Beislwirt und jedes Landgasthaus kämpfen. Da geht es nicht nur um Arbeitsplätze. Sondern, anders als bei der AUA, auch um den Erhalt einer lebenswerten Kultur. Mir liegt das kleine Lebensglück des letzten Tschecheranten mehr am Herzen als die Frage, welche Fluglinie künftig Wien-Schwechat anfliegen wird. Und hochgerechnet geht es dabei auch um mehr Arbeitsplätze als bei der AUA.

NEIN
Unternehmerisches Handeln ist riskant. Und selbstverständlich sind Unternehmer an ihrer corona-bedingten Not nicht schuld. Es ist eine Naturkatastrophe, und sie trifft jeden, nicht nur den Unternehmer. Opfer? Ja, die müssen wir alle bringen.
Die Frage lautet: Kann man allen Ernstes erwarten, aus dieser Krise weitgehend unbeschadet hervorzugehen? Muss der Staat tatsächlich alle Unternehmen retten, auch die, die nicht überlebensfähig sind? Wer das fordert, sollte gleichzeitig erklären, woher das Geld dafür kommt und in welchem Bereich im Gegenzug weniger ausgegeben werden soll. 
Wer nach staatlicher Rettung ruft, sollte nachweisen können, dass sein Geschäftsmodell nachhaltig ist. Denn es ist unser aller Geld, wir zahlen dafür. Wer nur dank großzügiger Kredite gewachsen ist und Wachstum ohne Substanz betreibt, der sollte jetzt auch die Konsequenzen dafür tragen. Kapitalismus ist Unordnung, da gibt es Pleiten. Innovative Unternehmer tragen diese Unordnung in den Markt. Sie sind auch diejenigen, die am Ende für Fortschritt und Wachstum sorgen. Und nicht die, die knapp am Zusperren dahindümpeln.