ÖGZ-Verkostung: Viva Veltliner!

Gastronomie
01.03.2021

Von: Roland Graf
Österreichs Paradesorte ruft sich mit einem sehr „gastronomischen“ Jahrgang 2020 in Erinnerung. Sie setzt den Kontrapunkt zu den gereiften Sortenvertretern, die immer mehr Winzer anbieten

Nein, es ist kein Jahrhundertjahrgang, wie man angesichts des 2019ers schon wieder jubeln hören konnte. Dafür aber zeigte der Vorgeschmack auf die Veltliner des Jahrgangs 2020, den die ÖGZ bereits bekommen hat, durchwegs Weine, die sehr „gastronomisch“ sind. Insofern, als die frühe Reife und späten Niederschläge keine Fruchtbomben mit sich brachten, sondern sehr strukturierte Veltliner: Die Säure ist durchwegs da, auch ein gewisser Gerbstoff – beides eine Basis für Trinkanimo und Lagerfähigkeit. Dazu kommt eine - aus Winzersicht nicht erfreuliche - natürliche Ausdünnung durch „Verrieseln“ der Blüte. Die verbleibenden Trauben bringen aber all die Kraft der Lieblingsrebe mit sich. Geradezu prädestiniert sind solche Weine zu allem Gebackenen, ob Zucchini, Champignons, Bries oder Kalbswiener! Im Osten Österreichs hat der Veltliner spätestens vor zehn Jahren den Welschriesling entthront, der davor die erste Wahl im Wirtshaus war, wenn es um Frische ohne expressive Duftnoten – dafür gibt es Muskateller und Sauvignon – ging. Das offene Achtel der Herzen – gerne auch mit einem Soda verlängert. Doch der „GV“ kann weitaus mehr. Wesentlich sind diese Weine auch im Portfolio jedes Restaurants, um auch die Wandlungsfähigkeit der Sorte – vielleicht sogar in einem Menü – zu zeigen. 

Vinophiles Aha-Erlebnis

Immer mehr Weingüter halten gereiften „GV“ zurück, um dieses vinophile Aha-Erlebnis zu ermöglichen. Ein Vorreiter wie das Schloss Gobelsburg etwa wird ab heuer seine „Tradition“-Linie nunmehr stets als „Late Release“ erst nach zehn Jahren im Keller präsentieren. Der aromatische Umbau vom frischen Apfel-Zitrus-Ton der Sorte zu einem tiefgründigen und tropenfruchtigen „Meditationswein“ lässt sich hier dann besonders schön beobachten. Und es ist erfreulich zu sehen, dass viele Winzer auch bewusst Jahrgangsunterschiede herausarbeiten, statt einen Haus-Stil zu forcieren. Der Grüne Veltliner mag mit Abstand der wichtigste „Brot-und-Butter-Wein“ sein. Aber auch Brot und Butter haben eine gewaltige Geschmacksbreite aufzuweisen! Insofern fand auch das ÖGZ-Kostquartett eine nuancierte Palette an Veltlinern vor: Jung und alt, spritzig und tiefgründig. Bitte, wählen Sie aus!

ÖGZ-Sieger der Kategorie "Grüner Veltliner"

Lichtscheidl: Leicht, kreidig und frisch zum ÖGZ-Sieg

Norbert Bauer: „Goldene“ für einen Bilderbuch-„GV“

Sax: ÖGZ-Gold für strahlende Frische

Pfaffl: Mit dem vollen Paket zum ÖGZ-Gold

Gobelsburg: Monumental und mit Gold „verziert“