ÖGZ-Verkostung: Biowein

Gastronomie
25.05.2021

Von: Roland Graf
Das gesonderte Ausflaggen von naturnah erzeugten Weinen wird immer mehr zum Auslaufmodell. Wo es klimatisch möglich ist, kitzeln Winzer aus gesunden Böden die letzten Finessen ihrer Lagen.

Eines gleich vorweg: Von einigen ökobewegten Freaks kann man im heimischen Weinbau 2021 nicht mehr sprechen. Vielmehr hat sich biologischer Anbau als „Top-down“-Materie erwiesen: Führende und international aktive Winzer haben bereits „umgestellt“, wie der schwierige Prozess meist salopp zusammengefasst wird. Die Zahlen sprechen für sich: „25 Prozent der burgenländischen Weinbaufläche sind schon bio“, rechnete Winzer Andreas Liegenfeld unlängst vor. In der Hauptstadt ist man noch weiter. Ein Drittel der Wiener Weingartenflur wird biologisch bewirtschaftet, „in einigen Jahren wird der Anteil sicher über 50 % liegen“, schätzt Rainer Christ.

Pflanzenschutz

Der neue Obmann der „WienWein“-Gruppe sieht in dieser Prognose zumindest in seiner Region die konventionelle Landwirtschaft als Minderheit. Womit dann auch das gesonderte Anführen von „wir sind bio“ wegfallen würde, das immer noch eine Frontstellung zu den konventionellen Weinbaubetrieben mitschwingen lässt. Im relativ kleinteiligen heimischen Weinbau lassen sich aber mehrere Faktoren nicht leugnen. So ist vor allem der Pflanzenschutz in Gegenden mit viel Regen und Staunässe nach wie vor ein Problem. Und Mehltau finden auch die größten „Laissez faire“-Winzer in ihren Rebanlagen nicht als wünschenswert. 

Wer einen starken Export hat oder anstrebt, kommt über eine der möglichen Bio-Zertifizierungen ohnehin kaum herum. Speziell die skandinavischen Länder, aber auch Teile der USA, setzen „organic grapes“ praktisch voraus. Und selbst die stilistischen Neuzugänge wie die Wein-Farbe „Orange“, mit der extralang maischevergorene Weißweine bezeichnet werden, haben zur Schaffung des Bewusstseins, was Wein ist und sein kann, entscheidend beigetragen. Auch, wenn man diese, oft auch noch schwefelarmen Weine mitunter eher auf Weinkarten in Sydney und Edinburgh findet denn hierzulande.

Realität, nicht Reservat

Der wesentliche Punkt am Wein mit dem großen „B“ ist aber, dass er mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden ist. Das zeigt auch die nicht unwesentliche Tatsache, dass es vom Sekt bis zum Süßwein, vom Einstiegs-Veltliner bis zur roten Cuvée die gesamte Palette auch aus naturnahem Anbau gibt. 

Für die Weinkarte – speziell bei internationaler Klientel – bedeutet das, die Bio-Optionen in jedem Fall vorzusehen. Und zwar nicht in einem eigenen „Reservat“, sondern als selbstverständlichen Teil des Angebots. Also genau so, wie sie auch in den Weingärten nebeneinander wachsen. Denn begeistern können biologische Weine nach Verbands- oder EU-Definition, das zeigte auch die Verkostung der Grünen ÖGZ eindrucksvoll!

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Bio-Wein"

Schmelzer: Ein Siegerwein, der aromatisch zupackt

Szigeti: Druckvoller, vergoldeter Bio-Schaumwein

Feiler-Artinger: Mit feiner Klinge zu ÖGZ-Gold , by a.gruebling