Mode-Hit auf der Terrasse: Das rosa Trikot auspacken!

18.05.2020

Von: Roland Graf
Kistenweise wird an den nobelsten Adressen der Côte d‘Azur Rosé getrunken. Und diesen verkorksten Sommer schätzen Gäste wie Wirte die flüssige „rosarote Brille“ auch daheim ganz besonders.

Wie wird Rosé erzeugt? Noch knapp vor der Jahrtausendwende konnte man da von Winzersöhnen als Antwort erhalten: „Rotwein und Weißwein mischen“.
Diese Anekdote aus der Weinbauschule Eisenstadt hält sich unter den Absolventen bis heute – und doch war dieses „Rezept“ auch 1998 schon falsch. Denn entweder wird der Rosé als sogenannter Saftabzug erzeugt oder in Direktpressung. Immer aber sind rote Rebsorten die Basis, wenn es um Stillweine mit rosa „Robe“ geht. Der Unterschied der beiden Verfahren liegt in der Nutzung der Trauben. Der Saftabzug, poetischer mit dem französischen Terminus „Saignée“ (=Aderlass) bezeichnet, verwendet die Trauben nämlich quasi zweimal. Vom Most roter Trauben wird hier ein Teil der Flüssigkeit entzogen und rosa vinifiziert. „Da die Farbe aus den Beerenhäuten fast nicht ausgelaugt werden konnte, besitzt später auch der Wein eine hellrosa Farbe“, erklärt das Verfahren der Winzer Kurt Feiler. Willkommener Nebeneffekt: Der verbleibende Rotwein wird intensiver.

Imageprobleme

Durch das Dasein als „Nebenprodukt“ erklärt sich auch das lange schlechte Image des Rosés. Mittlerweile wird aber auch eigenes Lesegut ausschließlich für Rosés verwendet. Vor allem aber hat man mittlerweile einen weit besseren Blick auf die Eignung der heimischen Rebsorten für die sommerlich-helle Machart. Denn die Nachfrage ist in den letzten Jahren stetig gestiegen: „La vie en Rose“ gilt auch an den See-Terrassen und in den Schanigärten als Motto, nicht nur in den Lokalen von Saint Tropez wie dem „55“ oder „Les salines“. 

Weniger säurereich als viele Weißweine, ebenso leicht (über 13  % Alkohol sind selten) und mit einem Beeren-Aroma gehören die rosa Versionen von Blaufränkisch, Zweigelt und Burgundern zum Sommer-Genuss einfach dazu. Zumal sich mit heimischen Sorten, darunter der zu DAC-Ehren gelangte Schilcher, regionale Optionen auf der Weinkarte ziehen lassen. 

Rosa Wein + Sprudel= Rosé²

Die sommerliche Genussformel lässt sich noch verstärken, wenn zur perfekten Kühlung noch (Gär-)Kohlensäure hinzukommt. Frizzantes in Rosa als leichtere Version oder die Vertreter der „Méthode traditionnelle“, also in Flaschengärung erzeugter Wein mit „Fizz“ gehören einfach zum Sommer. Und sie haben in Österreich deutlich an Beliebtheit zugelegt, vermeldet etwa der Champagner-Verband („Comité interprofessionnel du vin de Champagne“). Der Anteil des Rosés liegt mit 17,5  % Anteil am Gesamtmarkt doppelt so hoch wie in der restlichen EU. Die Zahlungsbereitschaft ist also da, wenn die Qualität stimmt. Ihr widmet sich – bei Stillweinen und „Sprudel“ – das ÖGZ-Kostquartett im Mai.

ÖGZ-Sieger 2020: Kategorie "Rosé" und "Rosé-Sekt"

Pink Salmon

Viiiiiel Würze

Beeren-Reich

Burgundissimo!

Rote Liebe

Gaumen-Tratzerl