Minus 18 Prozent bei Nächtigungen und Einnahmen im Winter

Coronakrise
04.06.2020

 
Neueste Zahlen von Wifo und Statisktik Austria belegen: Corona hat schon die letzte Wintersaison verseucht.  Waren im Winter 2019/20 die Vor- und Hauptsaison noch äußerst erfolgreich verlaufen (November 2019 bis Februar 2020: Gästeankünfte +7,0%, Nächtigungen +7,2%), brach die Nachfrage im letzten Saisondrittel massiv ein (März bis April 2020: Ankünfte -80,0%, Übernachtungen -72,1%).

Für das gesamte Winterhalbjahr 2019/20 bedeutet dies nicht nur beträchtliche mengenmäßige Einbußen von rund einem Fünftel (Ankünfte -22,0%, Nächtigungen -18,1%), sondern auch entsprechend hohe Einnahmenverluste (nominell 16,9%, real 18,2%).

Reserven aufgebraucht

Die vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie erwirtschafteten Einnahmen im Wintertourismus stellten für viele Betriebe eine wichtige Reserve für die Lockdown-bedingten Ausfälle ab Mitte März 2020 dar: Trotz klimatisch eher unvorteilhafter, weil zu warmer Bedingungen für den alpinen Wintertourismus, zog die Nachfrage in den ersten vier Saisonmonaten kräftig an. Der Schalttag im Februar 2020 sowie frühe Ferientermine (2020 schon im Februar anstatt im März) auf wichtigen Quellmärkten wie Bayern, Belgien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich begünstigten das Ergebnis der Vor- und Hauptsaison zusätzlich.

Die negativen Auswirkungen der COVID-19-Krise spiegelten sich dann im letzten Winterdrittel auch in der Beherbergungsstatistik deutlich wider: Infolge der Grenz- und Betriebsschließungen ab Mitte März 2020 schrumpfte die Zahl der Ankünfte im gesamten vorletzten Wintermonat um über zwei Drittel (-67,4%), jene der Übernachtungen um -58,6%. Im April kam infolge des durch die Bundesregierung ausgesprochenen Betretungsverbotes von Beherbergungsbetrieben für touristische Zwecke die Nachfrage so gut wie vollständig zum Erliegen (Ankünfte -97,9%, Übernachtungen -96,5%). In einem "Normaljahr" hat vor allem der Monat März mit gut einem Fünftel der Winternächtigungen maßgebliches Gewicht, auf den April entfallen üblicherweise rund 10 bis 12% der Nachfrage (in Abhängigkeit von der Lage der Osterferien). In der aktuellen Saison belief sich das Nächtigungsaufkommen beider Monate zusammen auf nur gut ein Zehntel des Gesamtvolumens.

Zurückgefallen auf den Stand 2006/07

In Summe bilanzierte der Wintertourismus 2019/20 mit -22% bei Gästeankünften und -18,1% bei Übernachtungen (unbereinigte Werte; auf schalttagbereinigter Basis gingen die Ankünfte um -22,6% zurück, die Nächtigungen um -19,4%). In absoluten Größen entspricht das aktuelle Nächtigungsniveau mit 59,7 Mio. in etwa jenem des Winters 2006/07 (59,4 Mio.), auf den bisherigen Höchstwert der Saison 2018/19 fehlen somit 13,2 Mio. Übernachtungen.

Aus eigener Kraft keine Gesundung möglich

Ein jeweils deutlich höherer internationaler Marktanteil sowie eine weniger rückläufige Nächtigungsdynamik bei Wintergästen aus dem Ausland als im Bundesschnitt begünstigte in Kärnten, Salzburg und Tirol die im Vergleich zu den übrigen Regionen relativ bessere Gesamtentwicklung im Winter 2019/20. Mittelfristig werden jedoch die Bundesländer mit einem hohem Internationalisierungsgrad (dazu gehören neben den drei genannten auch noch Vorarlberg und Wien) in stärkerem Maße und länger mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise konfrontiert sein, da auch alle wichtigen Auslandsmärkte von Reise- und Ausgangsbeschränkungen betroffen sind und auch nach Öffnung der Grenzen noch mit einer verhaltenen Nachfrage zu rechnen ist. Ein weiteres Hemmnis stellt der vollkommen zum Erliegen gekommene Flugverkehr dar: Hier ist derzeit nicht absehbar, wie sich Umfang und Struktur der Branche durch die Krise verändern werden, wobei sich das Angebot auch im Hinblick auf notwendige Maßnah­men zum Klimaschutz langfristig stark verändern könnte. Neben der Forcierung des Inlandstourismus werden daher die Nahmärkte Deutschland, Niederlande, Schweiz, Ungarn und Tschechien von entscheidender Bedeutung für die Erholung des Tourismus in Österreich sein.

Ferienwohnungen weniger betroffen

Von den einzelnen Unterkunftsarten bilanzierten im Winter 2019/20 einzig die Ferienwohnungen und -häuser mit relativ moderaten Nächtigungsverlusten – der besonders erfolgreiche Saisonverlauf bis zum Lockdown Mitte März milderte das Gesamtergebnis deutlich ab (gewerblich -10,1%, privat -12,9%). Anders dagegen in der Hotellerie und den Privatquartieren, wo von November 2019 bis April 2020 um insgesamt knapp ein Fünftel weniger Gäste nächtigten. In den übrigen Unterkünften (Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, Sonstige) fiel das Minus sogar noch etwas höher aus (-22,8%).