Kärntens Wirte fordern Entfesselungspaket von der Politik

Coronakrise
13.05.2020

 
Kärntens Gastronomen öffnen am Freitag wieder ihre Betriebe. Die Freude ist groß, aber es gibt auch große Sorgen. Von der Politik wird nun rasche und unbürokratische Hilfe gefordert.

 „Niemand spricht darüber, aber viele Betriebe werden die kommenden Monate wohl nicht überstehen. Kärntens Wirte bangen um ihre unternehmerische Existenz“, dämpft Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie, die Euphorie. Um so viele als möglich vor dem Zusperren zu retten, sei nun die Politik gefordert. „Die Wirte können diese Situation nur dann wirtschaftlich überleben, wenn ihnen dazu die Möglichkeit geboten wird.“

Viele Maßnahmen der Regierung seien derzeit „gut gemeint, aber nicht sehr hilfreich“, fasst Sternad zusammen. Zwar gebe es eine ganze Reihe von Paketen und Maßnahmen, doch bisher sei kaum Fördergeld bei den Gastronomen angekommen. „Wir freuen uns über jede Form der Unterstützung der Politik und es hat sicher jeder der vorgestellten Hilfsfonds seine Berechtigung. Aber bisher haben wir davon noch nichts erhalten“, bringt es der Fachgrupppenobmann auf den Punkt.

„Je einfacher, desto besser“

Auch die ungelöste Frage, ob die Politik bereit sei für weitere, dringend nötige Weichenstellungen, lässt Wirte grübeln. Zwar wurden mit dem neuen „Wirtepaket“ wichtige Signale gesandt, doch dies könne nur der Anfang gewesen sein, so Sternad: „Der Politik muss klar sein, dass die Gastronomie für einen erfolgreichen Start noch weitere Unterstützung braucht.“ Das Motto müsse lauten: Je einfacher, desto besser – und je schneller, desto besser. Bei vielen Betrieben gibt es bereits massive Liquiditätsprobleme. „Deshalb hätte ich mich über ein ‚Start-up-Paket‘ für die Gastronomie mehr gefreut als über die Senkung der Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke für sieben Monate. Es ist nicht alles gut, was gut gemeint ist. Diese Steuersenkung bringt uns vor allem einen großen Aufwand bei Registrierkassen und Buchhaltung. Eine große Hilfe beim Neustart ist das jedenfalls nicht“, erklärt Stefan Sternad.

Zeitarbeit nicht praktikabel

„Ich bin ein Fan der Kurzarbeit. Der Gedanke dahinter ist gut und richtig. Aber für den Tourismus ist das Modell kaum praktikabel: zu starr, unflexibel und bürokratisch. Wir haben bis zum Schluss gehofft, noch ein ‚Kurzarbeit light‘-Modell für unsere Branche zu bekommen“, berichtet der Wirtesprecher. Niemand könne wissen, wie gut die Betriebe in den kommenden Wochen besucht sein werden. „Deshalb brauchen wir ein Kurzarbeitsmodell, das genauso flexibel ist wie unsere Branche. Wir brauchen unbürokratische Lösungen für neue Mitarbeiter und mehr Flexibilität.“

Forderung nach Entfesselungspaket

Außerdem müsse der Reformstau, der die Branche schon seit einigen Jahren begleitet, beendet werden: Bürokratie, hohe Lohnnebenkosten und die Abgabenbelastung wirken wie ein Bremsklotz auf die Branche. „Dabei würden wir jetzt einen Turbo benötigen!“ Neben kurzfristigen Maßnahmen, die sozusagen als „Erste Hilfe“ zur Bewältigung der Coronakrise dienen sollen, müsse man den Blick in die Zukunft lenken: „Um unsere Branche langfristig und erfolgreich zu entlasten, wird die Politik den Willen zur Veränderung zeigen müssen. Die Gastronomie braucht ein Entfesselungspaket!“ Viele Dinge, die schon seit Jahren unbearbeitet in den Schubladen der Politik liegen, müssen nun dringend reformiert werden. „Das Wort ‚einfach‘ wird in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen. In den letzten Jahren wurden wir mit einer Flut von Auflagen und Richtlinien konfrontiert, die uns bei unserer Arbeit blockieren. Das alles muss entrümpelt und entbürokratisiert werden.“

Weiters hofft Sternad auf Unterstützung durch die Gemeinden:  Eine erste, wichtige Maßnahme wäre das Aussetzen der heurigen Gastgartengebühren in allen Gemeinden. Außerdem sollte den Wirten ein großzügiges Ausdehnen ihrer Gastgärten – im Sinne der notwendigen Abstände für Sessel und Tische – ermöglicht werden. „Ich weiß, ich verlange viel. Aber wer im nächsten Jahr noch einen Wirt im Ort haben will, der muss jetzt etwas tun. Deshalb meine Bitte: Seien Sie großzügig, speziell bei der Anzahl der Tische und Stühle in den Gastgärten und dem Platz, der dafür benötigt wird“, so Stefan Sternad.