Die Leiden der Nachtgastronomie

Nachtgastronomie
30.07.2020

Von: Daniel Nutz
Eigentlich war der Plan von Clubs, Discos und Bars: Öffnung im August. Derzeit ist davon keine Rede. Jedes sechste Unternehmen ist quasi schon insolvent.
Die Nachtlokale wären bereit für den Restart. 25 Prozent halten derzeit noch bewusst geschlossen.

Der Obmann der Vertretung der Nachtgastronomie, Stefan Ratzenberger, schnauft. Eigentlich war die letzten Wochen einiges weitergegangen: für die Betriebe, die er vertritt. Mit 1. August wollte man nach nunmehr fünf Monaten Zwangspause wieder öffnen. Doch die derzeitigen Covid-Zahlen machen einen Strich durch die Rechnung. 

Der Plan war: Öffnung der Nachtlokale bis 4 Uhr morgens. Mit einer Auslastung von maximal 60 Prozent und nicht mehr als insgesamt 200 Gästen pro Lokal. Mit der Definition einzelner Sektoren hätte man dafür gesorgt, dass etwa nicht mehr als 200 Personen gleichzeitig auf der Tanzfläche sein sollen. Mit Gesundheitsminister Rudi Anschober war das alles akkordiert. „Jetzt warten wir auf den Tag X, bis die Zahlen wieder dementsprechend sind, dass das Ministerium grünes Licht gibt“, sagt Ratzenberger der ÖGZ. Wo genau die Schwelle liegt, ist nicht bestimmt. Aber mit mehr als 100 Ansteckungen pro Tag liegt sie jedenfalls zu hoch. 

Bürokratische Hürden

Dabei hätte die Branche die Öffnung wie einen Bissen Brot gebraucht. Jedes vierte Nachtlokal hält derzeit geschlossen, weil sich die Öffnung bis 1 Uhr schlicht nicht rechnet. Was es bräuchte? Eine einfache Abänderung der Betriebsanlagengenehmigung, dass etwa Diskotheken schon vor 22 Uhr öffnen können. Ein weiterer Dorn im Auge Ratzenbergers: das Verhalten von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Dieser tulde illegale Privatpartys. Auch der Partytourismus von Wien nach Bratislava mit Bussen, den viele Junge aus Ostösterreich praktizieren, ist für Ratzenberger nicht akzeptabel. „Niemand kann hier eine Ansteckungskette nachverfolgen.“ Die Lage in der Branche ist prekär: Etwa 500 der 3.000 Betriebe schlittern wohl in die Insolvenz, wenn die Stundungen auf Steuern und Beiträge schlagend werden.