Der Bergbauer als Hotelier

Nachhaltigkeit
27.02.2020

Von: Daniel Nutz
Das Fairhotel in Hochfilzen ist das erste Hotel nach Passivenergiebauweise in Tirol. Mit seinem Angebot will Bergbauer und Hotelier Hans Eder Umweltorientierte und Sportbegeisterte gleichermaßen ansprechen.
Hans Eder – Tausendsassa aus Hochfilzen: Hotelier, Bergbauer, Gemeinderat, Tourismusobmann u. v. m.
Hans Eder – Tausendsassa aus Hochfilzen: Hotelier, Bergbauer, Gemeinderat, Tourismusobmann u. v. m.

Eigentlich ist Hans Eder Bergbauer. Vom Fenster seines Hotels aus sieht man sogar, hoch oben über dem Skilift in Hochfilzen, den Hof, wo im Sommer seine Rinder grasen. Seit dem 15. Jahrhundert hat seine Familie den Betrieb, sagt Eder, grinst und reicht ein Soda-Zitron über die Theke seiner Hotelbar. „Für das große Soda-Zitron verlange ich 3,90 Euro. Dafür müsste ich als Bergbauer zehn Liter Milch verkaufen“, erklärt er, warum er heute nur mehr Nebenerwerbsbauer und hauptsächlich Hotelier ist. 
„Fairhotel“ steht in großen Lettern an seinem Haus. Ein toller Name, eine Brand, die wie geschaffen zu sein scheint für die Urlaubsbedürfnisse der Lohas, der Generation Y oder anderer nachhaltig orientierter Gäste.  
Eder ist Wirtschaftsbündler, ÖVP-Gemeinderat, Vorstand im Tourismusverband und Funktionär bei der Feuerwehr, ein echter Tausendsassa. Einen richtigen Öko stellt man sich anders vor. Den will Eder aber auch nicht geben, wie er offen zugibt. „Die Idee des Fairhotels war, fair zur Umwelt zu sein und dem Gast einen fairen Preis zu bieten“, sagt Eder. 

Pionier in Tirol 

Begonnen hat alles 2013 – in einer Zeit, als die Kinder freitags nicht auf die Straße, sondern noch zur Schule gingen. Eder baute das erste Passivenergie-Hotel Tirols. Das erfüllte schon bei der Eröffnung den Passivhausstandard, den die Europäische Kommission erst 2019 vorgab. Sprich, man kommt mit einem Achtel des Energieverbrauchs eines herkömmlichen Hotels aus. Das funktioniert über Holzbauweise, eine außerordentliche Dämmung, die auch den Lärm der angrenzenden Bahngleise verschwinden lässt. Die Abwärme aus der Sauna wird dazu verwendet, die Räume zu heizen. Das sind Maßnahmen, die auch wirtschaftlich absolut Sinn ergeben. „Über das Jahr gerechnet, haben wir pro Nächtigung Energiekosten von in etwa einem Euro“, sagt Eder. 
Wer beim Frühstück die Leute beobachtet, merkt, Eders Gäste sind bunt durchmischt: viele Junge, die das große Loipenangebot in Hochfilzen wahrnehmen. Für die hat Eder ein besonderes Angebot. Sein Kumpel und Sportwissenschaftler Markus Förmer betreibt nämlich unter dem Dach des Fairhotels seine Nordic Academy (siehe Kasten). Auch viele Familien, die zum Alpinskifahren mit dem Gratisticket der Region Kitzbüheler Alpen ins nahe Kitzbühel fahren. Fair für den Gast ist sein Angebot jedenfalls: Das Komfortzimmer für zwei Personen kostet 82 Euro. Alle 32 Zimmer (siehe Bild links) sind mit Matratzen des Premium-Herstellers Tempur ausgestattet. Aus den Leitungen fließt Grander-Trinkwasser. 

Nicht alles ist regional 

„Für viele ist auch Nachhaltigkeit ein Buchungsgrund“, meint Eder. Dabei hat der naturverbundene Bergbauer aber noch Luft nach oben. „Wir versuchen, möglichst Regionales und bio-zertifizierte Produkte am Frühstücksbuffet zu bieten“, sagt er. Aber Bananen und Ananas finden sich dann eben auch dort – und man fragt sich, ob das in einem „Fairhotel“ wirklich notwendig ist? Natürlich gebe es immer etwas zu verbessern. Letztlich würden manche Gäste aber eben immer noch auf Importfrüchte bestehen, sagt Eder. 

Die Nordic Academy, by t.vierich