Burgund bringt’s: Wer etwas Mut aufbringt, belohnt seine Gäste

ÖGZ-Verkostung
24.06.2021

 
Falls noch „Sommer-Rotwein“ gesucht wäre: Pinot Noir, leicht gekühlt, besteht das Casting locker. Den Trinkfluss hat er mit den weißen Burgunder-Familienmitgliedern nämlich gemeinsam. 

Das Ende des Lockdowns für die Gastronomie gehört natürlich gefeiert. Und auch wenn bei 27 Grad niemand so recht einen Mittagswein bestellen wollte, stand er dann plötzlich da. Der „selbstständige“ Wirt hatte Pinot Noir eingeschenkt. Weil er gerade eingekühlt war und auch er schon Monate keine Magnum mehr öffnen durfte. Und was soll man sagen? Am Ende war sie – mit ein paar Kostproben für die Nebentische – leer, ehe unsere Runde wieder ans Tagwerk musste. Auch wenn das mehr Anekdoten-Evidenz als echter „Beweis“ sein mag, unterstreicht die Episode doch, was Burgunder auszeichnet: Sie passen selbst dann, wenn der Gast skeptisch ist. 

Der Pinot ist eben einer, der sich nicht aufdrängt. Und speziell den roten Burgunder-Sorten hat man lange einen Bärendienst erwiesen mit Lobliedern wie „Diva des Weingartens“. Der Anbau ist dem Gast egal, der Preis weniger, und für die helle Farbe braucht der an roten Barrique-Cuvées geschulte Weintrinker dann doch ein bisserl eine bessere Erklärung. Witzigerweise hat hier der Rosé ein Umdenken eingeläutet, denn einige wirklich gute Exemplare setzten hierzulande zumindest zum Teil auf Burgunder. Womit schön langsam klar wurde, dass die beerenfruchtige Art des Blauburgunders ebenso wie der St. Laurent mit seiner pikanten Würze durchaus kühler ins Glas darf.

Mut

Und auch wenn eine weltweit verbreitete, robuste Sorte wie der Chardonnay wenig mit einer launischen Traube wie dem Pinot Noir verbindet – in einem sind sie sich ähnlich: Man muss sich trauen, sie gastronomisch einzusetzen. Der Butterkeks-Schmelz eines holzgelagerten weißen Burgunders hat durchaus seine Berechtigung. Nur nicht im Sommer, wenn der nussig-frische Weißburgunder oder gar ein kühler Neuburger weit besser passen. Der Grauburgunder wiederum umhüllt aromatisch sogar die Problemfälle der Sommerküche wie Tomaten oder gegrilltes Gemüse.

Der „Asia-Equalizer“

Überhaupt sind es Rebsorten, die trotz ihres Images eine Bandbreite im Keller ermöglichen. Dass sich etwa Neuburger auch als „Smaragd“-Qualität findet, vergessen auch die Wachau-Liebhaber allzu gern. Und der Grauburgunder mit seinem leichten Rot-Stich ist auch optisch ein spannender Gast im Glas. Vor allem aber puffert seine abgerundete Frucht viele Extreme wie Säure oder Schärfe eines Gerichts ab. Das passt etwa zu Curries großartig. 
Und wenn wir anfangs schon ein bisschen „Interna“ verraten haben, können wir auch sagen, dass das ÖGZ-Kostquartett sich alljährlich besonders auf die „Burgunder-Probe“ freut. Dass sie zu Sommerbeginn stattfindet, zeigt nämlich, wer die Leichtfüßigkeit dieser Rebsorten-Familie am besten in die Flasche gebracht hat. 

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Burgundersorten"

Fuhrgassl-Huber: Salziges aus Wien „vergoldet“

Hutter: Rotfruchtig-saftig zur ÖGZ-Goldenen

Migsich: ÖGZ-Gold für die fein ­dosierte Kraft

Sax: Mit pikanter Finesse zu ÖGZ-Gold

Höpler: Beeren, Würze und jetzt auch ÖGZ-Gold!

Pfaffl: Gold für Würze und Lagerpotenzial