Bis zu 55.000 Fachkräfte fehlen

04.11.2021

Von: Daniel Nutz
Laut einer Hochrechnung fehlen österreichweit bis zu 55.000 Fachkräfte. Die Öffnung des Saisonierkontingents wird gefordert.
Die Formel ist recht einfach: Kein Personal = kein Angebot.

Die Alarmstimmung im heimischen Tourismus hält an. Aufgrund des Totalausfalls der letztjährigen Wintersaison wurde die Fachkräftedecke ausgedünnt. Menschen verließen die Branche, aber keine neuen Fachkräfte heuerten an.  

Bis Dezember müsse die Beherbergungsbranche noch bis zu 20.000 Stellen für die neue Saison besetzen, erklärt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie und selbst Hotelière in Langenlois und der Südsteiermark.  

Angebote reduzieren?

Laut der von der APA veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung mrp hotels fehlen in Österreich insgesamt 50.000 bis 55.000 Fachkräfte in der Tourismusbranche. Besonders angespannt ist die Lage in Tirol. Dort braucht man in Beherbergung und Gastronomie zusammen zwischen 65.000 und 70.000 Beschäftigte. In manchen Tiroler Tälern fehlt nach Informationen der ÖGZ derzeit noch ein Viertel der Belegschaft. Viele Betriebe sind bereits mit dem Problem befasst, Angebote zu reduzieren. Einige Häuser werden zu Saisonbeginn die Küche nicht sieben Tage öffnen können. Die Folge: Zwangsruhetage wegen Personalmangels oder Hotelrestaurants, die nur mehr die Hausgäste versorgen und den „A la carte“-Betrieb einstellen müssen. Abhilfe ist nicht in Sicht. 

Saisoniers im Fokus

Was tun? Kraus-Winkler fordert eine Öffnung des Saisonierkontingents, um mehr Nicht-EU-Ausländer beschäftigen zu können. Aktuell gilt ein Saisonierkontingent von 1.263 Beschäftigten, das um maximal 20 Prozent überschritten werden darf. Die Aussetzung dieser Regel könnte unter anderem im Reinigungsbereich und in der Küche Entspannung bringen.

Konter des ÖGB

Erwartungsgemäß gegen eine solche Sofortmaßnahme spricht sich Tourismus-Gewerkschafter Berend Tusch aus. „Wir haben einen Ausbildungs- und Bezahlmangel. Wer niemanden ausbildet und nicht fair bezahlt, wird auch keine Mitarbeiter finden“, so Tusch per Aussendung. Eine Lösung für das akut herrschende Problem, das für einige Betriebe existenzbedrohende Züge annimmt, hat er aber nicht parat. Denn die Arbeitslosenquote ist beispielsweise in Tirol derart niedrig, dass es für Gastronomie und Hotellerie kaum genug geeignete Fachkräfte am heimischen Arbeitsmarkt gibt.