190 Jahre Kastner: Wachsen wie ein Baum

Waldviertel
05.09.2018

Gastro-Großhändler Kastner feierte in seiner Firmenzentrale in Zwettl sein 190-jähriges Bestehen. Warum das Unternehmen so erfolgreich ist, offenbart sich bei einem Blick in seine Geschichte   
GF Christof Kastner wurde im Rahmen der Feier der Berufstitel „Kommerzialrat“ verliehen
Bis auf den letzten Platz gefüllt: Im Festzelt ließ man die Firmengeschichte Revue passieren und blickte in die Zukunft. Im Mittelpunkt stand das wichtigste Kapital der Firma: die eigenen Mitarbeiter.
190 Jahre Kastner: Das wurde ausgiebig gefeiert, 8000 Besucher kamen.

Wir wachsen nicht um des Wachstums willens“, sagt Christof Kastner im Rahmen der 190-Jahr-Feier in der Zwettler Firmenzentrale. Dabei hat das Unternehmen erst kürzlich die bereits 26. Akquisition der Unternehmensgeschichte unter Dach und Fach gebracht. Rein rechnerisch sind das alle sieben Jahre eine. Wer sich die Firmengeschichte zu Gemüte führt, der merkt bald, dass die Waldviertler Familie Kastner das Unternehmertum zu einem Teil seiner DNA gemacht, gute und schlechte Zeiten erlebt hat. 

Begonnen hat alles in Kirchbach im Waldviertel; dort nahm vor 190 Jahren alles seinen Anfang. Ignaz Kastner, ein kleiner Lebensmittelhändler, startete seinen unternehmerischen Weg zu einer Zeit, als Selbstbedienungsläden noch unbekannt waren. Den ersten Expansionsschritt setzte das Unternehmen nach Rappottenstein im Bezirk Zwettl. 1903 übersiedelte sein Sohn, Franz Kastner, nach Zwettl und baute das Geschäft weiter aus. Hier wurde aus dem kleinen Kolonialwarenhandel ein richtiges Kaufhaus von internationalem Format. Es gab Gewürze, auch exotische, Bekleidung, Geschirr, Lebensmittel. Der Grundstein für die Großhandelstätigkeit wurde damals gelegt. 

Harte Zeiten

Die Zwischenkriegszeit, der Zweite Weltkrieg und auch die Nachkriegs- bzw. Besatzungszeit waren hart für die Kastners, der älteste Sohn Karl fiel im Krieg, es gab Plünderungen, und das Unternehmen lag am Boden. Das Wort „aufgeben“ scheint bei den Kastners allerdings nicht Teil des Vokabulars zu sein. Und so übertauchte man diese schwere Zeit. Ab 1956 ging es wieder bergauf. Man wurde Teil der A&O-Handelsorganisation. Damals, in den späten 1950er-Jahren, begann auch die Blütezeit der Selbstbedienungsläden. 

1962 trat Peter Kastner in die Firma ein, der Grundstein der heutigen Zentrale wurde von ihm 1964 gelegt. Mit der Errichtung einer neuen Lagerhalle konnte man seinen Händlern nun ein Frische- und Tiefkühldienst anbieten. Kastner wurde zum Systempartner, belieferte Gastronomen, Händler.
In den folgenden Jahren erfolgten große Expansionsschritte in Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland. 1977 erfolgte der Beitritt zur Markant-Gruppe. 1983 schließlich wurde die Verbundmarke „Nah & Frisch“ geschaffen, um in Österreich mit einer starken Marke werben zu können. Der heutige Geschäftsführer Christof Kastner trat 1993 in die Firma ein. „Zu Beginn wohnten wir im Betrieb, das war wie ein erweiterter Spielplatz für mich“, sagt er heute. Sein Weg war vorgezeichnet, er hat im Betrieb als Lkw-Fahrer gearbeitet, aber auch als Lagerist. „Ich habe alle Stationen im Betrieb durchlaufen“, sagt er heute. 1994 erwirtschaftete die Firma 60 Mio. Euro Jahresumsatz.

Nach weiteren Übernahmen begann 2005 die Kooperation mit Biogast. 2006 kletterte der Umsatz bereits auf 130 Mio. Euro. Heuer wird ein Umsatz von 240 Mio. Euro anvisiert. 900 Mitarbeiter – laut Christof Kastner das wichtigste Kapital des Unternehmens – zählt das Unternehmen heute. „Auch Bäume sollen nicht zu schnell wachsen“, sagt Karl Kastner, Christofs Vater, im Rahmen der 190-Jahr-Feier in Zwettl. Denn dann leben sie länger. Das gilt auch für Unternehmen. Zum Tag der offenen Tür kamen übrigens mehr als 8.000 Gäste. Die Waldviertler sind eben stolz auf ihren Kastner.